Als Zivildienstleistender lernte ich eine blinde Dame kennen. Sie bewegte sich per Screenreader durch das Internet der 2000er Jahre. Gerne und laut fluchte Sie über die User Experience der damaligen Zeit:
???? von verpassten Links, wenn der Screenreader einfach weiterlas
???? von ausführlichen Websites, die stundenlang vorgelesen wurden, bevor man interagieren durfte
???? von fehlenden Bildbeschreibungen, die es einem nicht erlaubten die Bebilderung zu erahnen
15 Jahre später bin ich User-Interface Designer, der auch kontraststarke Versionen für Sehbehinderte gestaltet. Ich tue mir schwer, aber es ist auch aufregend und macht Spaß. Als Designer gibt es nur wenige Regeln zu beachten, es geht mehr um das große Ganze, auch im Hinblick auf Konzept und Umsetzung.
Für eine kontraststarke Website-Version ist aus Design-Sicht relevant:
???? Farben dürfen nicht zur Orientierung und Kennzeichnung von Interaktionen eingesetzt werden
???? sämtliche verlinkten Textelemente/Buttons etc. werden unterstrichen
???? die Lesbarkeit in jeden Fall gewährleisten, z.B. durch Hinterlegung mit Flächen
???? sparsamer Einsatz von Bewegungen/Animationen
Gerne würde ich heute einer Person mit Seheinschränkung einmal über die Schulter schauen dürfen. Um zu überprüfen, ob das Internet 15 Jahre später auch besser geworden ist.